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Das globale Feindbild
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Das globale Feindbild

Muslime werden in vielen Teilen der Welt gefürchtet, aber auch diskriminiert. Wer zu einem ausgewogenen Urteil kommen will, muss sich zunächst mit ihrer Religion beschäftigen.

Gehört der Islam zu Deutschland? Jedenfalls hat er Einzug gehalten in viele erregt geführte Debatten in unserem Land. Als Opfer von Kolonialisierung und westlicher Unterdrückung erwecken Muslime oft unser Mitgefühl. Etwa in Diskussionen um das Bombardement von Gaza, die Kriege im Irak und in Afghanistan oder das US-amerikanische Schandlager Guantanamo. Gleichzeitig sind sie in Deutschland Lieblingsschützlinge einer woken Agenda, abgeschirmt vor Kritik durch eine Schutzmauer von Rassismusvorwürfen. Sie werden gefürchtet als Glaubenskrieger und Bewohner rigider „Gottesstaaten“ sowie als Brückenköpfe einer Agenda der „Islamisierung des Abendlands“. So manchem Medienkonsumenten stellt sich die Frage, was Muslime eigentlich tun, wenn sie nicht gerade in Schwimmbädern randalieren, Ehrenmorde begehen oder sich mit einem Sprengstoffgürtel selbst in die Luft jagen. Wer Eingebürgerte aus muslimischen Ländern in seiner Nachbarschaft hat, kennt die Antwort: Sie sind Menschen wie du und ich, arbeiten, essen, schlafen und lieben ihre Familien. Vielen von ihnen bedeutet die Religion mehr als den meisten deutschen Pro-forma-Christen. Wobei sich die Frage stellt, ob der Westen mit seinem oft dogmatischen Materialismus wirklich den weiseren Weg gewählt hat. Sicher ist: Man kann über Muslime nicht sinnvoll reden, ohne sich mit dem Islam als Religion auseinanderzusetzen. Häufig wird dies durch politische und gesellschaftliche Themen überlagert. Es bedeutet noch nicht „Unterwerfung“ — wie ein islamkritischer Roman von Michel Houellebecq heißt —, wenn man versucht zuzuhören und Kompromisse zu finden mit Menschen, die oft dasselbe Stadtviertel, zumindest aber die gleiche Erde bewohnen wie wir.

von Roland Rottenfußer

Das Bild ging durch alle Zeitungen und Medien — auch international. Ein paar Dutzend Muslime beteten vor dem Brandenburger Tor — auf ausgebreiteten Teppichen, ihre charakteristische Niederwerfung ausführend. Die Kommentare dazu waren überwiegend negativ. Von einer „Machtdemonstration“ war die Rede. Migrationskritiker fühlten sich in ihrer Meinung bestätigt,