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Der gefährlichste Mann in Amerika ist nicht Trump – es ist Alex Karp
Lassen Sie sich nicht von Palantir-CEO Alex Karp's verrücktem Professoren-Look täuschen. Bild: YouTube Screengrab

Der gefährlichste Mann in Amerika ist nicht Trump – es ist Alex Karp

Wenn Orwell uns vor Big Brother gewarnt hat, dann baut Palantir-CEO Alex Karp im Stillen seinen KI-gesteuerten Kontrollraum – systematisch, schleichend, effektiv.

Karp sieht nicht aus wie ein Kriegstreiber. Der CEO von Palantir tritt mit zerzausten Haaren, randloser Brille und Zitaten von Augustinus oder Nietzsche auf – als bereite er sich auf einen TED-Talk über Techno-Humanismus vor. Doch hinter der pseudo-philosophischen Fassade verbirgt sich eine einfache Wahrheit: Karp konstruiert das digitale Betriebssystem für den ewigen Krieg. Und er ist auf der Siegerstraße.

Jahrelang galt er im Silicon Valley als Kuriosum – zu direkt, zu eigensinnig, zu eng verknüpft mit dem militärisch-industriellen Komplex. „Wir waren die Freakshow“, sagte er einmal, halb stolz, halb verletzt.

Heute aber ist er nicht nur akzeptiert – er liefert die Blaupause für einen neuen technologischen Autoritarismus, in dem künstliche Intelligenz das Schlachtfeld nicht nur beobachtet, sondern selbst zu einem wird.

Palantirs Vorzeigeprodukt AIP ist bereits tief in US-Militärprozesse integriert. Es unterstützt Zielauswahl, Gefechtsfeldlogistik, Drohnenkoordination, prädiktive Polizeiarbeit und Datenfusion in einem Ausmaß, das selbst die NSA erblassen lässt.

Karp prahlt, dass seine Technologie den „edlen Kriegern des Westens einen unfairen Vorteil“ verschaffe. Jenseits der heroischen Rhetorik bietet er algorithmische Vorherrschaft: eine maschinelle Kriegsführung, codiert und gebrandet im Stil patriotischer Effizienz.

Und die amerikanische Wirtschaft greift zu. Citi, BP, AIG, selbst Hertz setzen Palantir-Technologie ein. Die Grenze zwischen militärischer und ziviler Anwendung verschwimmt. Was für das Schlachtfeld entwickelt wurde, analysiert heute Kunden, Mitarbeiter und Bürger.

Karp will nicht nur das Pentagon digitalisieren – er strebt an, Palantir in Schulen, Krankenhäusern, Gerichten und Banken zu verankern.

Seine größte Gefahr ist nicht nur die Technologie selbst, sondern das Weltbild, das sie begleitet. Karp spricht von „Systemtransformation“ und dem „Wiederaufbau von Institutionen“, als stünde er wie Moses auf einem Berg – doch hinter diesem messianischen Gestus steckt die gefährliche Überzeugung, dass demokratische Prozesse – öffentlicher Diskurs, ethische Abwägung, Widerstand – hinderlich sind und umgangen werden müssen.

Er verkauft keine Werkzeuge – er verkauft die Unvermeidbarkeit. Karp ist militärnah, verachtet Transparenz und verspottet die ethischen Debatten im Silicon Valley. Während andere CEOs Ethikgremien aufbauen, spricht Karp Klartext: Palantir ist gekommen, um Krieg zu führen – gegen Ineffizienz, gegen Bürokratie, gegen Feinde im In- und Ausland.

Er lacht über die Vorstellung, dass Technologie durch moralisches Zögern gebremst werden sollte. Für ihn zählt allein Effektivität: Kontrolle, Dominanz, operative Effizienz. Sein Denken ist klar: Technik ist Macht – und diese Macht muss gesteuert, optimiert und automatisiert werden.

Das ist kein Manager auf der Suche nach Balance. Karp gestaltet die Softwarearchitektur eines Überwachungsstaates – und nennt das Befreiung. Die Software entscheidet nicht nur, wie Probleme gelöst werden, sondern auch, welche Probleme überhaupt gelöst werden dürfen.

Sein Aufstieg spiegelt einen fundamentalen Wandel: Die USA setzen zunehmend auf Überwachung, Geschwindigkeit und algorithmische Kontrolle – Palantir liefert alles davon. Im Gegensatz zu Zuckerberg oder Musk tut Karp nicht einmal so, als verkaufe er soziale Innovation. Er ist stolz darauf, dass seine Produkte Raketenangriffe ermöglichen, ICE-Razzien koordinieren und prädiktive Rasterfahndung betreiben. Für ihn ist das Fortschritt.

Und es funktioniert. Palantir ist einer der höchstbewerteten Rüstungskonzerne der US-Geschichte, gehandelt mit dem 200-Fachen des prognostizierten Gewinns. Wall Street liebt ihn – Washington noch mehr.

Karp liefert bereits TITAN-Fahrzeuge an das US-Militär, betreibt das KI-gestützte MAVEN-Programm, das Satellitendaten in Echtzeit-Angriffsziele umwandelt. Das ist keine Infrastruktur mehr – das ist imperiale Logistik.

Die Pose des Philosophen-Kriegers mag Investoren faszinieren. Der Rest von uns sollte alarmiert sein. Karp entwirft eine Zukunft, in der Kriege keine öffentliche Zustimmung mehr benötigen – nur einen stabilen Backend-Zugang.

Eine Zukunft, in der Moral in Algorithmen ausgelagert ist und menschliches Verhalten als Datenstrom gemessen, bewertet und entsprechend sanktioniert wird.

Wenn Orwell uns vor Big Brother gewarnt hat, dann baut Karp seinen Kontrollraum heute mit anderen Mitteln: nicht mit Propaganda, sondern mit PowerPoint-Folien. Nicht im Geheimen, sondern öffentlich, mit Presseerklärungen und Quartalszahlen.

Während andere Plattformen Produkte verkaufen, verkauft Karp Struktur – digital, tief integriert und dauerhaft. Seine größte Gefahr liegt in der Tatsache, dass er zivilisiert wirkt. Er zitiert Bibelverse, trägt Outdoorjacken, wirkt wie ein charismatischer Professor.

Doch hinter dieser affektierten Fassade steht ein Mann, der eine Zukunft gestaltet, in der Dissens als Funktionsstörung gilt, Zweideutigkeit als Mangel – und der Mensch als ineffiziente Variable, die es zu optimieren gilt.

Karps Vision: totale Informationshoheit, präemptive Entscheidungsfindung, die Militarisierung aller gesellschaftlichen Institutionen. Eine düstere Zukunft – und sie ist näher als wir denken.

Während Medien weiter auf Trump blicken, sollte man sich besser Alex Karp anschauen.

Denn der gefährlichste Mann Amerikas schreit nicht. Er codiert.