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Douglas Macgregor: Kann Iran Israels Verteidigung neutralisieren und Kriegsvorbereitungen gegen Russland: Realität oder politische Taktik?

In einer kürzlich ausgestrahlten Episode von Judging Freedom am 8. Oktober 2025 führte Richter Andrew Napolitano ein aufschlussreiches Gespräch mit Colonel Douglas Macgregor, einem renommierten Militärexperten und ehemaligen Berater des US-Verteidigungsministeriums. Das Gespräch drehte sich um die eskalierenden Spannungen im Nahen Osten, insbesondere um die Frage, ob Iran in der Lage ist, Israels Verteidigungssysteme zu überwinden, sowie um die geopolitischen Dynamiken in Europa und die möglichen Konsequenzen einer militärischen Eskalation. Dieser Artikel fasst die Kernaussagen des Interviews zusammen und analysiert die strategischen Implikationen.

Europas Kriegsvorbereitungen gegen Russland: Realität oder politische Taktik?

Macgregor begann das Gespräch mit einer Einschätzung der europäischen militärischen Vorbereitungen, insbesondere in Deutschland. Er betonte, dass die angekündigten Investitionen in die Verteidigungsindustrie, wie die Bereitstellung von Hunderten Millionen Euro, eher oberflächlich seien. Der Wiederaufbau einer modernen Armee in Deutschland würde etwa zehn Jahre dauern, da die Streitkräfte, insbesondere die Bundeswehr, sich in einem desolaten Zustand befinden.

Macgregor zeigte sich skeptisch, dass ein solcher Wiederaufbau tatsächlich stattfinden wird, und sieht die bellizistischen Äußerungen europäischer Politiker wie des deutschen Bundeskanzlers oder des britischen Premierministers Keir Starmer primär als Versuch, ihre Macht zu sichern. Diese Politiker, die er als Teil einer globalistischen Elite beschreibt, seien in ihren Ländern zunehmend unpopulär und nutzten kriegerische Rhetorik, um ihre Autorität zu festigen.

Ein besonders kontroverses Thema war der Vorschlag der EU, 165 Milliarden Euro an russischen Staatsvermögen in Brüssel zu konfiszieren, um diese als Sicherheit für einen Kredit an die Ukraine zu verwenden. Macgregor wies darauf hin, dass Russland dies als kriegerischen Akt werten könnte, aber Präsident Wladimir Putin bewusst eine direkte Konfrontation mit den USA und der NATO vermeiden wolle. Stattdessen setze Putin darauf, dass sich die politische Landschaft in Europa zugunsten Russlands verändern wird, da die Bevölkerungen in Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien die globalistische Politik ihrer Führer ablehnen.

Macgregor kritisierte auch die Behauptungen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über angebliche russische Drohungen, wie Drohneneinsätze über Polen. Er stellte klar, dass die untersuchten Drohnen polnische und schwedische SIM-Karten enthielten, was die Narrative von russischen Aggressionen entkräftet. Länder wie die Slowakei, Ungarn und Tschechien lehnen laut Macgregor eine Konfrontation mit Russland ab, und selbst Polen hat klargestellt, dass keine polnischen Soldaten in die Ukraine entsandt werden.

Israel und Iran: Eine gefährliche Eskalation

Der Fokus des Gesprächs verlagerte sich schnell auf die Spannungen zwischen Israel und Iran. Macgregor äußerte sich pessimistisch über die Aussichten auf Frieden im Nahen Osten, insbesondere in Bezug auf die von Donald Trump, Benjamin Netanyahu und anderen Akteuren vorgeschlagene Friedensinitiative für Gaza.

Er bezweifelt, dass Netanyahu die israelischen Streitkräfte (IDF) aus Gaza abziehen wird, und verweist auf ein Flugblatt der IDF, das die palästinensische Bevölkerung vor die Wahl stellt: Flucht oder Tod. Dies deute auf eine Kampagne des „Massenmords und der Vertreibung“ hin, die auch auf die Westbank ausgeweitet werden könnte.

Die zentrale Frage des Interviews war, ob Iran in der Lage ist, Israels Luft- und Raketenabwehrsysteme zu neutralisieren. Macgregor betonte, dass Iran über ein umfangreiches Arsenal an Raketen verfügt, das bei voller Nutzung Israels Verteidigung durchdringen könnte. Während des letzten Angriffs habe Iran nur einen Teil seines Potenzials eingesetzt, was dennoch Schäden in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar verursachte. Bei einem erneuten Angriff könnte der Schaden auf 80 bis 100 Milliarden US-Dollar steigen.

Zudem habe Iran seine integrierte Luftabwehr in den letzten Jahren erheblich verbessert, was es für Israel schwieriger mache, das iranische Regime durch gezielte Angriffe zu destabilisieren.

Macgregor wies darauf hin, dass Israel möglicherweise versucht, das iranische Regime durch „Enthauptungsschläge“ auszuschalten, aber Iran habe Redundanzen in seiner Führungsstruktur geschaffen, um solche Angriffe zu überstehen. Sollten Israels konventionelle Mittel scheitern, bestehe die Gefahr, dass Israel auf nukleare Waffen zurückgreift – eine Option, die durch seine Dolphin-Klasse-U-Boote, die von Deutschland geliefert wurden, umsetzbar wäre.

Diese U-Boote könnten nukleare Raketen aus dem Meer starten, ohne dass Flugzeuge eingesetzt werden müssten. Macgregor betonte, dass die Entscheidung Netanyahus, „zu tun, was immer er will“, ein erhebliches Risiko für eine unkontrollierte Eskalation darstellt.

Die Rolle der USA und die strategische Bedeutung Israels

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Rolle der USA in einem möglichen Konflikt mit Iran. Macgregor bestätigte, dass die USA Waffen und Munition in die Region verlegen, darunter zwei Batterien von THAAD-Luftabwehrraketen (Terminal High Altitude Area Defense). Diese Vorbereitungen deuten darauf hin, dass die USA Israel im Falle eines Konflikts unterstützen könnten, auch wenn ein direkter Angriff derzeit unwahrscheinlich sei.

Sollte Israel jedoch in Bedrängnis geraten, könnten die USA direkt in den Konflikt eingreifen, was weitreichende Konsequenzen hätte, einschließlich der Beteiligung von Russland, China und Pakistan.

Macgregor kommentierte auch die Aussage von Max Blumenthal, dass Israel als „Angriffshund“ der USA in der Region fungiere und dauerhafter Krieg notwendig sei, um seine strategische Bedeutung für die USA zu erhalten. Macgregor hält diese These für übertrieben, betonte jedoch, dass Israel eine Politik des „ewigen Krieges“ verfolge, um perfekte Sicherheit zu erreichen – eine Mentalität, die an historische Beispiele wie Napoleons Suche nach absoluter Sicherheit erinnert.

Diese Obsession mit Sicherheit, die durch die Erfahrung des Holocaust verstärkt wird, führe dazu, dass Israel jeden als Bedrohung wahrnimmt und bereit ist, präventiv zu handeln.

Venezuela und Iran: Keine Bedrohung für die USA

Abschließend sprach Macgregor über die vermeintlichen Bedrohungen durch Venezuela und Iran für die nationale Sicherheit der USA. Er wies entschieden zurück, dass diese Länder eine Gefahr darstellen.

Im Fall Venezuelas verwies er auf den Mord an Laken Riley, der von einem venezolanischen Kriminellen begangen wurde, der in die USA eingereist war. Macgregor machte jedoch klar, dass die Verantwortung bei der US-Regierung liege, die die Einreise solcher Personen erlaubt habe, und nicht bei Venezuela selbst. Ein militärischer Angriff auf Venezuela wäre ungerechtfertigt und würde die antiamerikanischen Stimmungen in Lateinamerika verstärken.

Auch Iran stelle keine direkte Bedrohung dar. Macgregor betonte, dass Iran seit 2001 versucht habe, die Beziehungen zu den USA zu verbessern, was jedoch durch die US-Politik sabotiert wurde. Militärische Aktionen gegen Iran, wie das Zerstören von Schnellbooten 1500 Meilen von der US-Küste entfernt, seien unverhältnismäßig und kontraproduktiv.

Fazit: Ein gefährliches Spiel mit unvorhersehbaren Konsequenzen

Das Gespräch mit Colonel Macgregor zeichnet ein düsteres Bild der aktuellen geopolitischen Lage. Während Europa mit seiner bellizistischen Rhetorik gegen Russland eher innenpolitische Ziele verfolgt, birgt der Konflikt zwischen Israel und Iran das Potenzial für eine katastrophale Eskalation.

Iran scheint in der Lage, Israels Verteidigungssysteme zu überwinden, was Israel in eine verzweifelte Lage bringen könnte, möglicherweise sogar den Einsatz nuklearer Waffen in Betracht zu ziehen.

Die Rolle der USA bleibt ambivalent, mit Vorbereitungen für eine Unterstützung Israels, aber auch der Gefahr, in einen größeren Konflikt hineingezogen zu werden.

Macgregors Analyse unterstreicht die Komplexität und die Risiken der aktuellen globalen Spannungen. Er fordert eine nüchterne Betrachtung der tatsächlichen Bedrohungen und warnt vor den Folgen einer Politik, die auf Konfrontation statt auf Diplomatie setzt.

Die Frage, ob Iran Israels Verteidigung neutralisieren kann, bleibt offen, aber die möglichen Konsequenzen eines solchen Szenarios sind alarmierend. In einer Welt, die von Unsicherheit und Machtkämpfen geprägt ist, bleibt die Diplomatie die einzige Hoffnung, um eine Katastrophe zu verhindern.