Unabhängige Analysen und Informationen zu Geopolitik, Wirtschaft, Gesundheit, Technologie

Ehemaliger CIA-Analyst: meine Einschätzung zum Dritten Weltkrieg

Larry C. Johnson

Donald Trump wird in den nächsten drei Tagen seine Meinung mindestens dreimal ändern. Er hat nichts getan, um den Eindruck zu entkräften, dass er jeglichen Bezug zur Realität verloren hat. Seine Sprecherin Karoline Leavitt kündigte an, Trump werde innerhalb von zwei Wochen entscheiden, ob die USA in einen Krieg mit dem Iran eintreten – da noch eine Chance auf Verhandlungen bestehe. Klingt logisch? Kaum. Während in Washington und Tel Aviv behauptet wird, der Iran sei nur noch eine Woche davon entfernt, eine Atombombe zu bauen, zögert Trump angeblich bewusst – bis der Iran sie vielleicht tatsächlich hat?

In einem Monty-Python-Sketch wäre das urkomisch. In der Realität spielt Trump mit nuklearem Feuer. Manche halten sein Verhalten für ein taktisches Spiel im Sinne von „The Art of the Deal“. Aber diese Unklarheit darüber, ob er wirklich einen Krieg mit dem Iran plant, ist in meinen Augen Wahnsinn.

Noch gravierender: CIA-Direktor John Ratcliffe soll laut Insiderkreisen intern geäußert haben, der Iran strebe aktiv nach Atomwaffen. Er verglich die Lage mit einem Football-Spieler, der kurz vor der Endzone steht – bereit zum Touchdown. Damit verrät er nicht nur die Geheimdienstgemeinschaft, sondern auch Tulsi Gabbard.

Tulsi Gabbard hatte als Direktorin des Nationalen Nachrichtendienstes im März den Kongress informiert: Der Iran baut keine Atomwaffen. Diese Einschätzung basierte auf den Analysen der CIA, der DIA, der NSA, des Geheimdienst- und Forschungsministeriums sowie der Nationalen Geodatenagentur. Wäre die CIA mit dieser Einschätzung nicht einverstanden gewesen, hätte Ratcliffe dies schriftlich festhalten und Gabbard zur Meldung dieses Dissens zwingen müssen. Das ist nicht geschehen. Stattdessen torpediert Ratcliffe nun im Nachhinein Tulsi Gabbards Glaubwürdigkeit – offenbar um sich bei Trump einzuschmeicheln.

Am Mittwoch sorgte Wladimir Putin in Moskau für Aufsehen: Russland habe dem Iran ein Verteidigungsbündnis angeboten – Teheran habe aber abgelehnt. Laut Alastair Crooke hoffte Präsident Pezeshkian noch auf bessere Beziehungen zum Westen und befürchtete, ein solches Abkommen würde Washington verärgern. Nun weiß er offenbar, wie naiv das war. Putin betonte, Russland sei bereit, dem Iran zu helfen – etwa durch die Lieferung von Luftabwehrsystemen. Entgegen früherer Berichte seien bislang jedoch keine S-400-Systeme geliefert worden, und der Iran habe bisher auch keine weiteren Unterstützungswünsche geäußert.

China und Russland haben am Donnerstag über die Lage beraten. Beide Staatschefs verurteilten Israels Vorgehen gegen den Iran als Bruch der UN-Charta und des Völkerrechts. Sie betonten, dass der Konflikt – inklusive des iranischen Atomprogramms – ausschließlich diplomatisch gelöst werden müsse. Xi Jinping rief die „maßgeblichen Länder“, einschließlich der USA, auf, politischen Druck zur Deeskalation auszuüben, für einen sofortigen Waffenstillstand zu sorgen und sichere Korridore für Zivilisten zu schaffen.

Putin bot Russland als Vermittler an – ein Vorschlag, den Xi unterstützte, obwohl dies in der offiziellen chinesischen Erklärung nicht ausdrücklich erwähnt wurde. Kreml-Berater Uschakow ergänzte, dass Putin und Xi in den kommenden Tagen in engem Kontakt bleiben würden – insbesondere, falls sich die Lage weiter zuspitzt.

Doch bei Worten bleibt es nicht. Ein hochrangiger russischer Verteidigungsoffizieller reiste Anfang der Woche nach Teheran und traf sich mit Präsident Pezeshkian und iranischen Militärs. Über den Inhalt des Gesprächs ist nichts bekannt. China entsandte derweil zwei Schiffe in den Persischen Golf – die PLA-Schiffe 815A und 855, beide spezialisiert auf elektronische Aufklärung. Die 815A ist in der Lage, Flugzeuge und Raketen zu verfolgen, zu lenken, Störsignale zu senden und Analysen durchzuführen. Sollte es zu einem US-Angriff kommen, werden China und Russland wohl nicht untätig bleiben.

Israels Inszenierung: Die Krankenhaus-Tränennummer

Heute beklagte Israel öffentlich angeblich vom Iran getroffene Krankenhäuser – ein moralisches Manöver voller Chuzpe. Tatsächlich wurde das Soroka-Krankenhaus durch die Druckwelle einer iranischen Rakete beschädigt. Ziel war jedoch das angrenzende militärische Hauptquartier der israelischen Armee für Kommando und Aufklärung (IDF C4I) sowie eine Einrichtung des Geheimdienstes im Gav-Yam-Technologiepark. Kein Krankenhauspersonal kam ums Leben.

Verglichen mit dem, was Israel in Gaza angerichtet hat, ist das ein Witz: Seit dem 7. Oktober 2023 wurden laut UN mindestens 36 Krankenhäuser im Gazastreifen bombardiert und in Brand gesteckt. Bis Ende 2024 registrierte das UN-Menschenrechtsbüro 136 bestätigte Angriffe auf 27 Krankenhäuser sowie 12 weitere medizinische Einrichtungen. Die WHO spricht von knapp 700 Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen – also ein Angriff alle 16 Stunden. Über 94 % aller Krankenhäuser in Gaza sind laut UN beschädigt oder zerstört.

Fazit:
Was sich hier abzeichnet, ist ein brandgefährlicher geopolitischer Moment. Während Trump wankt, Netanjahu provoziert, und westliche Medien auf „Gut gegen Böse“ setzen, formiert sich ein neues globales Machtgleichgewicht. Die nächsten Wochen könnten entscheidend sein – und brandgefährlich.