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Gewagte Spekulationen inmitten stürmischer Gegenwinde

Die wirtschaftlichen Winde – jene starken Rückenwinde nach dem Krieg – die die letzten 35 Jahre gestaltet und die zunehmend goldene Reise in der westlichen „Ära des Reichtums“ beschleunigt haben – diese Winde wehen nicht mehr aus einer günstigen Richtung. Sie hatten bereits nachgelassen, aber jetzt kommen sie aus der anderen Richtung.

Die Winde haben sich um 180 Grad gedreht – es sind nun stürmische Gegenwinde. Dies ist ein struktureller Wandel in einem langen Zyklus. Dafür gibt es keine Patentlösungen. Die guten Jahre des „Cabaret“ sind vorüber. Wir werden mit weniger auskommen müssen, und politische Unwägbarkeiten sind unvermeidlich.

Zuvor hatte sich China industrialisiert und uns Inflations-tötende, billige Produktion beschert. Russland gab uns billige Energie, die die westliche Wirtschaft (gerade so) konkurrenzfähig und (fast) frei von Inflation hielt. Eine „reibungslose Ruhe“ charakterisierte damals den Transport von Gütern, Kapital und Menschen – von allem. Heute herrschen jedoch Reibung und Hindernisse.

Die Wende begann damit, dass die USA entschlossen waren, nicht zuzulassen, dass sie vom asiatischen „Herzland“ ausgebootet werden. Aber dieser Wandel hat eine eigene, mächtige Form angenommen und erzeugt jetzt losgelöste Handelsblöcke, die entschlossen sind, sich von den „alten Hegemonien“ zu lösen.

Anstelle der „reibungslosen Ruhe“ haben wir jetzt eine ökonomische Entkoppelung: Sanktionen, Beschlagnahme von Vermögen, juristische Schutzmaßnahmen und regulatorische Diskriminierung. Eine Diskriminierung durch Grüne Agenda und ESG. „Umzäunungen“ aus nationaler Sicherheit. Und Narrative, die zahlreiche, bisher alltägliche wirtschaftliche Aktivitäten in nahezu „verräterische“ Aktivitäten verwandelt haben.

Kurz gesagt, es gibt Reibung… überall.

Und zusätzlich zu diesem generellen Übergang zur Reibung gibt es eine bestimmte Dynamik, die diese reibungsbedingte Strömung in wütende Gegenwinde verwandelt.

Das erste ist die Geopolitik. Die multipolare Sphäre nimmt Anlauf. Aber diese „Richtung“ ist nicht nur multipolar an sich. Es geht im Grunde um die Wiedererlangung nationaler Autonomie, von staatlicher Souveränität und die Wiederherstellung eigenständiger zivilisatorischer Wesensarten und Werte durch aufstrebender multipolarer Staaten.

Wie Ted Snider es prägnant formulierte:

„Das Monopol des Dollars hat nicht nur den Reichtum der USA gesichert, sondern auch ihre Macht. Der meiste internationale Handel wird in Dollar abgewickelt, und die meisten Devisenreserven werden in Dollar gehalten. Diese Dollar-Dominanz hat es den USA oft ermöglicht, die ideologische Ausrichtung zu diktieren oder anderen Ländern wirtschaftliche und politische Strukturanpassungen aufzuerlegen. Sie hat es den USA auch ermöglicht, das einzige Land der Welt zu sein, das seine Gegner wirksam sanktionieren kann. Die Emanzipation von der Hegemonie des Dollars ist die Emanzipation von der US-Hegemonie“.

Diese Flucht aus dem Handel in Dollar wird daher zum Schlüsselmechanismus, um die US-geführte unipolare Welt durch eine multipolare Welt zu ersetzen. Einfach gesagt: Die USA haben die Waffe des Dollar überstrapaziert, und die Stimmung der Weltmeinung (sogar die von Präsident Macron und anderer EU-Staaten) wendet sich gegen sie.

Warum ist das so wichtig? Ganz einfach, es hat ein globaler „Run auf den Dollar“ eingesetzt – so wie ein „Run auf Banken“, da das Vertrauen abnimmt.

Die zweite Dynamik ist das Inflations-“Virus“ – die historische Geißel aller Ökonomien. Dieses hat still und leise während der „goldenen Ära“ der kostenlose Kredite zugenommen und wurde dann mit den Zöllen gegen China in den Turbo geschaltet – wobei die EU aus eigenem Antrieb auf billige Energie verzichtete, in der Hoffnung, das würde Russlands Finanzen implodieren lassen. Und mit der Eingrenzung sich ständig ausweitender Nachschublinien, die unter dem Vorwand nationaler Sicherheit eingehegt wurden.

Im Wesentlichen hat sich der Westen die wirtschaftliche Selbstbeschädigung zu eigen gemacht, „aus einer unterschwelligen Stimmung existenzieller Angst heraus, einem nagenden Verdacht, dass unsere Zivilisation sich selbst zerstören könnte, wie es so viele andere in der Vergangenheit getan haben“. (Daher der Drang, eine zivilisatorische Vorrangstellung zu behaupten, selbst um den Preis, einen möglichen wirtschaftlichen Selbstmord des Westens zu beschleunigen).

Der milliardenschwere Fondsmanager Stan Druckenmuller weist ätzend auf die inhärenten Risiken hin, die in der Ära der Null-Inflation, der Null-Zinsen und der reichlich vorhandenen Liquidität wissentlich eingegangen wurden:

„[Aber] … wenn man kostenloses Geld hat, machen die Leute dumme Sachen. Wenn man 11 Jahre lang kostenloses Geld hat, machen die Leute wirklich dumme Dinge. Es gibt also Dinge, die unter der Motorhaube stecken, und die kommen langsam zum Vorschein. Offensichtlich vor kurzem die regionalen Banken … Aber ich gehe davon aus, dass noch viel mehr Leichen auftauchen werden … Es ist ein beängstigender Cocktail, der uns da präsentiert wird“.

Nun, wer will schon der Spielverderber sein? Sicherlich nicht das eine Prozent der Elite, das von diesem Paradigma sehr gut profitiert hat. Die Federal Reserve hielt die Zinssätze niedrig, und die Wirtschaftsprüfer der Regierung ermutigten die Banken zum Kauf langlaufender US-Staatsanleihen und Hypotheken, indem sie ihnen eine günstige buchhalterische Behandlung gewährten. (Die Banken mussten sie in ihren Büchern nicht mit ihrem aktuellen Marktwert bewerten, solange sie vorgeben konnten, sie bis zur Fälligkeit zu halten).

Dann kam die Geißel der Inflation und der Zinserhöhungen, die den Wert dieser Vermögenswerte zunichte machten. Dadurch blieben die Verbindlichkeiten ungedeckt und ungeschützt.

Die Behörden haben sich beim Bau dieses Kartenhauses des „freien Geldes“ etwas einfallen lassen, indem sie es so lange laufen ließen. Es war ein Glücksspiel, das unweigerlich seine „Obergrenze“ hatte, eine Grenze, über die hinaus es nicht weiter aufrechterhalten werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt, Jahrzehnte später, glaubten die Menschen, dass dieses System für immer verlängert werden könnte. Viele tun das immer noch. Sie bemerken nicht, dass sich der Rückenwind um 180° gedreht hatte und zu einem starken inflationären Gegenwind geworden ist.

Dann kam das wahrlich außergewöhnliche „Große Glücksspiel“: Europa hat beschlossen, dass es ohne billige Energie und natürliche Ressourcen auskommen könne (um Russland wegen der Ukraine zu ärgern). Man entschied, ganz groß auf Neue Technologie zu setzen (eine Technologie, die erst noch entwickelt oder bewiesen werden muss), die auch noch rechtzeitig kommen muss, und zu Kosten, die eine konkurrenzfähige moderne Wirtschaft aushält – ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe für eine Infrastruktur, die ursprünglich für diesen Zweck gebaut wurde.

Es ist keineswegs sicher, dass diese technische Perspektive eintreten wird. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Und das ist ein großes Risiko.

Die europäischen Staaten haben im 19. Jahrhundert Kriege geführt, um sich Energie oder Ressourcen wie Öl, Kohle und Eisenerz zu sichern. Im Ersten Weltkrieg kämpfte Großbritannien im Nahen Osten, um sich den Bunkertreibstoff Öl zu sichern, mit dem die britischen Kriegsschiffe von Kohle auf Öl umgestellt werden konnten. Die Umstellung auf Öl verschaffte der britischen Marine einen Vorteil gegenüber der kohlebefeuerten deutschen Flotte. Aber die heutige EU hat beschlossen, die fossilen Ressourcen des 19. Jahrhunderts zu meiden, in einer panglossischen Wette auf den menschlichen Einfallsreichtum, der eine technische Revolution hervorbringt – nach Zeitplan – und das kostengünstig.

„Dabei wird jedoch übersehen, dass Technologie keine Energie erzeugen kann [zumindest nicht die, die die moderne Gesellschaft braucht]. Diese Überzeugung vom menschlichen Handeln hat sich lange als zu optimistisch erwiesen. Diejenigen, die davon ausgehen, dass die politische Welt durch die Anstrengungen des menschlichen Willens rekonstruiert werden kann, mussten noch nie so stark auf Technologie statt auf [fossile] Energie setzen – als Motor unseres materiellen Fortschritts“, schreibt Helen Thomson.

Auf Technologie statt auf fossile Energie zu setzen, ist jedoch nur die eine Hälfte des großen Glücksspiels. Die andere Hälfte besteht darin, dass die westliche Wirtschaft um billige Energie herum gegründet und aufgebaut wurde. Das ist ihr „Geschäftsmodell“: Ein anderes Modell ist nur schwer vorstellbar. Wird Europa die kommenden Jahrzehnte damit verbringen, effiziente Energieinfrastrukturen zu verschrotten und durch neue Energiequellen zu ersetzen, die im Wesentlichen nicht mehr sind als der „Glimmer im Auge“ eines Erfinders?

Sollte dies der Fall sein, wäre es das erste Mal in der Geschichte, dass jemand so stark auf Technologie und nicht auf Energie setzt. Noch nie wurde eine derartige Redundanz der bestehenden Energieinfrastruktur (und ihr Wertverlust) ernsthaft in Erwägung gezogen. Und noch nie zuvor wurde eine effiziente Energieinfrastruktur verschrottet, um sie durch neue grüne Strukturen zu ersetzen, die weniger effizient, weniger zuverlässig und teurer sind. (Hier zwei Beispiele)

Net Zero Bombshell: The World Does Not Have Enough Lithium and Cobalt to Replace All Batteries Every 10 Years – Finnish Government Report

Eminent Oxford Scientist Says Wind Power “Fails on Every Count

Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass eine solche Investition in dieser Größenordnung getätigt wird. Das macht alles teurer, schwieriger und weniger effizient. Es ist ein Rezept für die weitere Verfestigung von Inflation und wirtschaftlichem Niedergang.

Es ist in der Tat so, dass man gegen einen heulenden Gegenwind segelt. Wie soll diese Infrastruktur finanziert werden? Die Ära des kostenlosen Geldes liegt hinter uns; die fiskalischen Kosten sind jetzt ECHTE Kosten. Abnehmende Effizienz, Zuverlässigkeit und Reibung werden dann auf die kommende EU-Net-Zero-Ideologie treffen und mit ihr konkurrieren, wobei das Klima zum Vorwand für die Einführung radikaler Einschränkungen der Lebensweise wird.

In den USA sollte die Finanzialisierung der Wirtschaft die wirtschaftliche Vormachtstellung des Westens ausbauen. Eine Zeit lang war das auch der Fall, aber schließlich blähten sich die Finanzprodukte auf und saugten die Realwirtschaft aus, die Dinge produzierte und Menschen produktiv beschäftigte.

Diese geldähnlichen Derivatprodukte (die die Realwirtschaft verdrängen) sind eher in den Bereich des Irrealen gerückt. Heute ist es schwer, zwischen „echten“ und „unechten“ Geldprodukten zu unterscheiden. Die FTX-Saga (für diejenigen, die sie mitverfolgt haben) veranschaulicht dies genau: Wie und auf welche Weise war der FTX-„Token“ real?

Die Modeerscheinung der grünen ESG-Produkte“ klingt bemerkenswert nach einer abgeleiteten Idee, die aus der Welt der Finanzprodukte stammt: d.h. die Förderung von technologischem Bling-Bling, das Investitionen anzieht, sich aber mehr und mehr vom realen Machen und Tun einer klassischen Wirtschaft entfernt – abstrakter, mehr auf Versprechen, Hoffnungen und Wünschen basierend als auf Dingen, die aus der Natur stammen.

Für den gewöhnlichen Europäer ist es in der Tat „ein beängstigender Cocktail, den man ihm vorsetzt“, heißt es in einem BBC-Dokument:

„Das Netto-Null-Ziel kann keine ‚persönliche Wahl‘ zulassen: Wie sieht ein wirklich kohlenstoffarmer Lebensstil aus – und kann er wirklich allein durch persönliche Entscheidungen erreicht werden“, heißt es in dem Artikel. Nun, wenn die Antwort „nein“ lautet, dann bedeutet das, dass der extrem CO2-arme Lebensstil für alle gelten muss. Wie wir das erreichen, ist eine Frage des „individuellen und systemischen Wandels“.
https://www.bbc.com/future/article/20230504-the-people-living-ultra-low-carbon-lifestyles

Wenn wir nach vorn schauen, was bringt dieser „Cocktail“? Politische Turbulenzen, wahrscheinlich. Um Churchills Offenheit zu umschreiben: „Diese Art von verdammtem Unsinn werden sie [die Menschen] nicht schlucken.“0