In der Sendung Judging Freedom vom 13. Oktober 2025 diskutierte der ehemalige CIA-Analyst und Diplomat Larry Johnson mit Moderator Andrew Napolitano die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten sowie die zunehmend angespannten Beziehungen zwischen den USA und China unter Präsident Donald Trump.
Johnson, der für seine direkten und oft kontroversen Einschätzungen zu internationalen Konflikten bekannt ist, kritisierte die US-Unterstützung für Israel scharf und warnte vor den wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen von Trumps protektionistischer Handelspolitik. Besonders im Fokus stand die Drohung mit 100-prozentigen Zöllen auf chinesische Importe, die Johnson als rücksichtslos und letztlich selbstschädigend bezeichnete. Dieser ausführliche Artikel fasst Johnsons zentrale Thesen zusammen, beleuchtet die Dynamiken in Gaza und die langfristigen Risiken des US-Handelskriegs mit China und verbindet beide Themen zu einer umfassenden Analyse der globalen Unsicherheiten.
Gaza: Déjà-vu eines trügerischen Waffenstillstands
Johnson begann das Gespräch mit einer skeptischen Einschätzung der Ereignisse in Tel Aviv am 13. Oktober 2025, wo die Freilassung von 24 israelischen Gefangenen und Geiseln im Rahmen eines US-vermittelten Waffenstillstands gefeiert wurde.
Er verglich die Szenerie mit dem vorangegangenen Waffenstillstand vom 15. Januar 2025, der ebenfalls Trump zugeschrieben wurde und zu ähnlichen Freilassungen führte – nur um kurz darauf von Israel verletzt zu werden.
„Déjà-vu all over again“, bemerkte Johnson ironisch.
Er wies darauf hin, dass die freigelassenen Personen hauptsächlich aktive israelische Soldaten seien, die er als Kriegsgefangene, nicht als Zivilgeiseln, klassifizierte.
Die Hamas habe zudem keine Absicht, sich zu entwaffnen, und der Westen ignoriere die Vielfalt palästinensischer Gruppen: Neben der Hamas existieren 13 weitere Fraktionen wie der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ), die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) oder die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP) – jede mit eigenen militärischen Kapazitäten.
Ein Friedensgipfel ohne Friedenspartner
Johnson kritisierte den bevorstehenden Sharm-el-Sheikh-Friedensgipfel als „Kabuki-Theater“:
„Weder Netanjahu noch Hamas-Vertreter sind anwesend – das ist, als ob man eine Scheidungsberatung ohne die Ehepartner abhält.“
Er hob ein Video hervor, in dem der freigelassene Gefangene Max Blumenthal seine Hamas-Wächter küsst und sagt, sie hätten ihn vor israelischen Angriffen geschützt.
Dieses Material werde laut Johnson von der IDF zensiert, um das Image der Hamas als „Bestien“ zu wahren.
Johnson entlarvte westliche Narrative über angebliche Gräueltaten wie das Köpfen von Kindern als „zionistische Lügen“ und lobte die Professionalität palästinensischer Kämpfer, basierend auf seinen Erfahrungen in den 1990er-Jahren als stellvertretender Direktor des US-Anti-Terror-Programms, wo palästinensische Polizisten disziplinierter galten als israelische.
Ein Sieg, der keiner ist
Trotz Netanjahus Darstellung als „großer Sieg“ sieht Johnson darin eine pyrrhische Niederlage.
Nach zwei Jahren Krieg mit überlegener Militärmacht habe Israel weder die Hamas besiegt noch alle Geiseln befreit.
Die Hamas erhielt trotz Belagerung Nachschub – möglicherweise über Tunnel aus Ägypten oder durch Vorräte. Johnson verglich dies mit dem US-Versagen gegen die Huthis im Jemen und prognostizierte eine baldige Wiederaufnahme der Bombenangriffe auf palästinensische Zivilisten.
Trump, so Johnson, agiere als Komplize: In einem Clip fordere er einen Pardon für Netanjahu von dessen Vizepräsident, verwechsle „Ministerpräsident“ mit „Präsident“ und preise ihn als „einen der größten Kriegspräsidenten“ – ein Kommentar, den Johnson als „dement“ bezeichnete.
Trump bestätigte zudem, auf Bitten von „BB“ (Netanjahu) Waffen geliefert zu haben, die „sehr gut verwendet“ wurden – eine Anspielung auf den Einsatz gegen palästinensische Zivilisten, die Johnson als Mitwirkung am Genozid brandmarkte.
Macht, Geld und Moral – Trumps Bündnisse mit Israel
Johnson kritisierte auch Trumps Lob für Miriam Adelson, die reichste Mossad-Finanzierin mit etwa 60 Milliarden Dollar Vermögen.
Er sah in ihr ein Symbol für die Priorisierung israelischer Interessen vor US-Interessen. Adelsons Weigerung, USA oder Israel mehr zu lieben, nannte er „verabscheuungswürdig“.
Johnson sah darin ein Zeichen für Trumps Abkehr vom „America First“-Prinzip, was zu Spannungen in seiner Basis führe – etwa durch den Mord an Charlie Kirk, der kurz vor seinem Tod die pro-israelische Haltung von Turning Point USA kritisiert hatte.
CIA-Direktor John Ratcliffe, der Adelson öffentlich anhimmelte, unterstreiche die Unterwanderung US-amerikanischer Interessen durch israelische Lobbyisten.
Trump und China: Ein riskantes Tarifspiel ohne Plan
Der Schwerpunkt des Gesprächs lag auf Trumps Drohnung mit 100-prozentigen Zöllen auf alle chinesischen Importe – eine Maßnahme, die Johnson als wirtschaftlichen Selbstmord bezeichnete.
Die USA seien in Schlüsselbereichen weitaus abhängiger von China als umgekehrt:
- Über 95 % der US-Antibiotika enthalten chinesische Rohstoffe,
- rund 90 % der weltweiten Raffination Seltener Erden erfolgt in China,
- China dominiert den Markt für Magnete und High-Tech-Komponenten.
Tarife würden daher Preise verdoppeln und die Gesundheitsversorgung gefährden.
Neue chinesische Exportkontrollen ab Dezember 2025 blockieren zudem Lieferungen an US-Militärfirmen und erfordern Lizenzen für Produkte mit Spuren chinesischer Technologie.
Industrie im Würgegriff
Johnson betonte, dass Trumps „Karten“ wie der Stopp von Boeing-Teilen kontraproduktiv seien:
„China kann jederzeit zu Airbus oder russischen Alternativen wechseln.“
Tatsächlich enthüllte Russland kürzlich seinen ersten rein inländischen Jet, ähnlich der Boeing 737, gebaut ohne ausländische Komponenten.
Eine russisch-chinesische Kooperation könne dies skalieren – China beherrscht die Massenproduktion. Das Szenario: Boeing verliert ganze Märkte, während russische Modelle an Einfluss gewinnen.
Johnson warnte: Trumps Politik untergrabe die Verteidigungsindustrie, verteuere Produkte und treibe die Inflation.
Auswirkungen von Trumps Tarifen (Stand Oktober 2025)
| Aspekt | Befund / Prognose |
|---|---|
| Haushaltsbelastung | Durchschnittlich 1.300 USD pro US-Familie |
| Inflation | Core-CPI +1 Prozentpunkt; Rezessionsrisiko: 90 % |
| Industrieausfälle | Rare-Earth-Mangel; John Deere: 300+ Entlassungen, 600 Mio. USD Kosten |
| Handelsvolumen | Durchschnittszoll 51,1 %; Eskalation auf 130 % ab November |
| Globale Effekte | Schwächung des US-Dollars; neue Russland-China-Kooperationen |
Ökonomische Realität kontra politische Rhetorik
Johnson betonte, dass die Tarife als Steuer deklariert, aber ohne Kongressgenehmigung eingeführt wurden – und derzeit gerichtlich angefochten werden.
Trumps Prahlerei, Länder würden „ihm den Hintern küssen“, habe sich als Farce erwiesen:
„Indien kauft russisches Öl in Yuan – nicht in Dollar.“
Das untergräbt die Rolle des US-Dollars als globale Leitwährung und beschleunigt die Entstehung alternativer Wirtschaftsblöcke wie BRICS.
Fazit: Von Nahost bis Handel – Trumps impulsives Erbe
Larry Johnson zeichnet ein Bild von Trumps Politik als chaotisch und destruktiv:
- Im Nahen Osten perpetuiert sie den Konflikt, indem sie Israel als „Apartheid-Staat“ unterstützt und palästinensische Realitäten ignoriert.
- Gegen China eskaliert sie einen Handelskrieg, der die USA wirtschaftlich verletzlicher macht und Allianzen wie BRICS stärkt.
Johnson plädiert für ein „America First“ ohne Crony-Kapitalismus und warnt:
„Ohne Rechtsstaatlichkeit und echte Diplomatie droht eine Kette globaler Eskalationen.“
Die Sendung endete mit einem Appell zur Vorsicht – ein Mahnruf in Zeiten wachsender geopolitischer Unsicherheit.


