Analyse auf Basis eines X-Posts von Donald Trump und der ausführlichen Antwort von China-Analyst Arnaud Bertrand, Mai 2025.
Donald Trump forderte in einem aktuellen Beitrag auf X (vormals Twitter), dass China seinen Markt „für die USA öffnen“ müsse, da „geschlossene Märkte nicht mehr funktionieren“. Für Arnaud Bertrand, Ökonom, Unternehmer und profunder China-Kenner, ist diese Darstellung jedoch nichts weiter als eine gefährliche Verzerrung der Realität.
CHINA SHOULD OPEN UP ITS MARKET TO USA — WOULD BE SO GOOD FOR THEM!!! CLOSED MARKETS DON'T WORK ANYMORE!!!
— Trump Posts on 𝕏 (@trump_repost) May 9, 2025
In seiner detaillierten Replik weist Bertrand auf eine fundamentale Ironie hin: China ist in der Praxis weitaus offener für US-Produkte als umgekehrt.
General Motors und die Buick-Erfolgsgeschichte in China
Ein Beispiel sei General Motors (GM). Zwischen 2009 und 2022 verkaufte GM in China mehr Fahrzeuge als in den USA selbst. Besonders bemerkenswert: Die Marke Buick, die in den USA kaum noch Relevanz besitzt, wurde in China zum Verkaufsschlager – mit fünfmal so vielen Verkäufen wie auf dem US-Markt. Die Chinesen waren laut Bertrand wahrscheinlich die einzigen Menschen außerhalb der USA, die Buick in großer Zahl fuhren.
De-facto-Verbot chinesischer Produkte in den USA
Währenddessen seien chinesische Fahrzeugmarken faktisch vom US-Markt ausgeschlossen. Die Biden-Regierung hat neue Regeln verabschiedet, die fast alle chinesischen Fahrzeuge vom amerikanischen Markt ausschließen. Zudem wurden 100 % Zölle auf chinesische Elektroautos verhängt – ein Schritt, der ihre Markteinführung in den USA effektiv unmöglich macht.
Der Denkfehler beim Handelsdefizit
Trump stellt das Handelsdefizit regelmäßig als Beleg für Chinas mangelnde Offenheit hin. Doch Bertrand entkräftet diese Logik: Viele US-Marken produzieren ihre Waren in China und exportieren sie dann zurück in die USA – wie Apple mit dem iPhone. Obwohl das Gerät in China gefertigt wird und als „Import“ zählt, fließen die Gewinne an das US-Unternehmen, nicht an China.
Das gleiche gilt für US-Konzerne wie Starbucks, McDonald’s oder KFC, die in China omnipräsent sind. Ihre Umsätze in China schlagen sich nicht in der Handelsbilanz nieder, da sie vor Ort produzieren und verkaufen – die Gewinne jedoch fließen in die USA. Diese Perspektive fehlt vollständig in Trumps Analyse.
Wertschöpfung jenseits der Fabrikhalle
Laut Bertrand liegt der wahre Wert in geistigem Eigentum, Markenentwicklung und Design – nicht in der physischen Fertigung. Trumps Politik sei daher paradox: Sie verherrliche eine Industrie (die Produktion), die geringe Margen aufweist und immer stärker automatisiert wird, während sie gleichzeitig Amerikas wertvollstes Kapital – die Vorherrschaft in Forschung, Entwicklung und Markenmacht – gefährdet.
China hingegen verfolge genau die entgegengesetzte Strategie: Weg von der „Werkbank der Welt“, hin zu Innovationsführerschaft. Während China Wertschöpfung und Markenentwicklung forciert, wolle Trump die USA zurück in den industriellen Status vergangener Jahrzehnte zwingen – ein geopolitischer Rückschritt.
Fazit: Der wahre Protektionismus kommt aus den USA
Trumps Behauptung, China sei ein „geschlossener Markt“, sei laut Bertrand reine Propaganda. Die Realität: China hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich für US-Produkte geöffnet, während Washington immer neue Barrieren aufbaut – zum Schaden der eigenen Wirtschaft, der eigenen Unternehmen und der globalen Wettbewerbsfähigkeit.
„Der wahre geschlossene Markt ist der, den Trump selbst schafft“, so Bertrand.
The big irony here is that China is actually orders of magnitude more open to US *branded* products than vice versa.
— Arnaud Bertrand (@RnaudBertrand) May 10, 2025
This is an angle of trade that somehow never gets mentioned but it's absolutely critical.
Take General Motors for instance, the US car giant: between 2009 and… https://t.co/2eo1vb39iQ