Tedros räumt auf – doch das neue Führungsteam ist eng mit der Gates-Stiftung und westlichen Gesundheitsinstitutionen verflochten
Genf – Am 14. Mai 2025 verkündete WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus tiefgreifende Personalveränderungen in der Führungsebene der Weltgesundheitsorganisation. Wie das Fachportal Health Policy Watch berichtet, wurden zahlreiche Schlüsselpersonen der COVID-19-Ära entlassen – darunter prominente Gesichter wie Dr. Mike Ryan und Dr. Bruce Aylward, die während der Pandemie weltweit als Repräsentanten der WHO auftraten. Gleichzeitig rückten vier Personen ins Zentrum der Organisation, von denen mehrere enge Verbindungen zur Bill & Melinda Gates Foundation und westlichen Gesundheitsbehörden aufweisen.
Trotz der Inszenierung eines personellen Neuanfangs zeigt eine kritische Analyse: Die neue WHO-Führung ist kaum Ausdruck eines Bruchs mit der bisherigen Linie – sondern vielmehr eine Festigung bestehender Einflussstrukturen.
Das neue Kernteam
Im Amt wurden lediglich vier Führungspersonen bestätigt:
Dr. Jeremy Farrar
Der britische Mediziner war Direktor des Wellcome Trust, einer der größten privaten Geldgeber im globalen Gesundheitsbereich, und arbeitete in dieser Funktion eng mit der Gates-Stiftung zusammen. Farrar war Mitgründer der Impfallianz CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations), die ebenfalls maßgeblich von der Gates-Stiftung finanziert wird. Seit 2023 ist er Chefwissenschaftler der WHO und wurde nun zum stellvertretenden Generaldirektor für Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung befördert.
Dr. Chikwe Ihekweazu
Der nigerianisch-deutsche Epidemiologe leitete zuvor das Nigeria Centre for Disease Control (NCDC) und arbeitete dort mit Programmen, die direkt oder indirekt von der Gates-Stiftung unterstützt wurden. Besonders bemerkenswert: Er war zuvor am Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland tätig, sowie am National Institute for Communicable Diseases in Südafrika und der britischen Health Protection Agency. Seit 2021 leitet er das WHO Pandemic and Epidemic Intelligence Hub in Berlin – ein zentrales Projekt zur weltweiten digitalen Überwachung von Infektionskrankheiten – und übernimmt nun das wichtige Gesundheitsnotfallprogramm der WHO.
Dr. Yukiko Nakatani
Die japanische Medizinerin war im Gesundheitsministerium Japans tätig und leitet bei der WHO den Bereich Zugang zu Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten. Auch wenn keine direkte Verbindung zur Gates-Stiftung öffentlich dokumentiert ist, arbeitet sie in einem Bereich, der stark durch Gates-finanzierte Programme geprägt ist – etwa bei Impfstoffzugängen und globaler Medikamentenverteilung.
Dr. Razia Pendse
Die indische Medizinerin war in der WHO-Region Südostasien für nichtübertragbare Krankheiten verantwortlich. Seit 2023 ist sie Kabinettschefin von Generaldirektor Tedros. Auch sie trat bei WHO-Investmentrunden auf, bei denen die Gates-Stiftung als Hauptfinanzier präsent war.
Hintergrund: Finanznot und Einfluss privater Geldgeber
Die WHO befindet sich in einer schweren Finanzierungskrise. Für das Jahr 2025 wird ein Defizit von 600 Millionen US-Dollar erwartet, für die Jahre 2026/2027 rund 1,7 Milliarden. Ursache ist unter anderem der zeitweise Rückzug der USA während der Trump-Administration, aber auch die zunehmende Abhängigkeit der WHO von freiwilligen Beiträgen privater und staatlicher Akteure mit festgelegten Zweckbindungen.
Etwa 80 Prozent des WHO-Budgets stammen aus solchen zweckgebundenen Mitteln. Die Gates-Stiftung gehört zu den drei größten Einzelgeldgebern der WHO und hat damit de facto erheblichen programmatischen Einfluss. Bereiche wie Impfprogramme, digitale Gesundheitsüberwachung und Pandemievorsorge werden dadurch maßgeblich gelenkt – vorbei an demokratisch legitimierten Beschlussorganen der Mitgliedstaaten.
Kritik an der Neuausrichtung
Der Abgang zentraler Figuren der Pandemiezeit, darunter Mike Ryan und Bruce Aylward, wirkt auf den ersten Blick wie ein Bruch mit der Vergangenheit. Tatsächlich aber dürfte es sich um einen strategischen Befreiungsschlag handeln, um kritischen Stimmen entgegenzukommen, ohne an den Strukturen der Machtverteilung etwas zu ändern.
Auffällig ist zudem die geopolitische Balance: In der neuen Führungsriege fehlen Vertreter aus China und den USA – möglicherweise ein bewusst gesetzter Schritt, um sich aus den Spannungen zwischen den beiden Großmächten herauszuhalten. Gleichzeitig dominieren jedoch westlich geprägte Netzwerke mit engen Beziehungen zu transnationalen Stiftungen und Institutionen die Agenda der WHO.
Fazit
Die Neubesetzung des WHO-Führungsteams wirkt weniger als eine unabhängige Kurskorrektur, sondern wie eine gezielte Restrukturierung im Sinne der mächtigsten Geldgeber. Insbesondere die prominente Rolle früherer Partner der Gates-Stiftung, die Entmachtung kritischer Pandemieakteure und die enge personelle Verflechtung mit westlichen Institutionen wie dem RKI zeigen: Die WHO befindet sich nicht auf dem Weg zu mehr demokratischer Legitimation – sondern in einer Phase der Machtkonzentration.
In Zeiten globaler Gesundheitsverträge, digitaler Gesundheitszertifikate und zunehmender zentraler Steuerung von Gesundheitsprogrammen ist diese Entwicklung hochbrisant. Denn wer bezahlt, bestimmt die Richtung – und in der WHO sind es immer weniger die Mitgliedsstaaten.