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Wie man Zustimmung herstellt: Vom Klima zu Covid und wieder zurück

Wie man Zustimmung herstellt: Vom Klima zu Covid und wieder zurück

Die heimtückische Panikmache, die während Covid angewandt wurde, wird auch heute noch in der Klimakommunikation eingesetzt, wo sie ursprünglich entwickelt wurde.

Einführung

Schon zu Beginn der Pandemie stellten Kommentatoren schnell Verbindungen zwischen Covid-19 und dem Klimawandel her. Im März 2020 erklärte beispielsweise „Scientific American“: „How COVID-19 is like climate change“. Während die Direktorin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Inger Andersen, erklärte, dass „die Natur uns eine Botschaft sendet“, deren Inhalt offenbar darin bestand, dass „sowohl die globale Erwärmung als auch die Zerstörung der natürlichen Umwelt für Landwirtschaft, Bergbau und Wohnungsbau beendet werden müssen“. Der Gedanke war, dass die Reaktion auf Covid als eine Art Modell oder Inspiration für eine strengere Klimapolitik dienen könnte. Im selben Monat vertrat der Direktor des Internationalen Instituts für Umwelt und Entwicklung, Andrew Norton, die Ansicht, dass „die Akzeptanz der Notwendigkeit, Opfer zu bringen und Einschränkungen hinzunehmen“ als Reaktion auf das Coronavirus auf die „gewaltigen Veränderungen in der Regulierung und im Verhalten, die zur Bewältigung der Klimakrise erforderlich sind“, übertragen werden könnte.

Zu einem Zeitpunkt, als die Covid-Beschränkungen neu und vorübergehend waren, war der Ton optimistisch und hoffnungsvoll – die „Opfer und Einschränkungen“ fühlten sich vielleicht noch nicht zu belastend an. Im Nachhinein jedoch klingen die Forderungen nach „gewaltigen Veränderungen in der Regulierung und im Verhalten“ bedrohlich. Wie Laura Dodsworth in ihrem 2021 erschienenen Buch „A State of Fear“ [Ein Zustand der Angst, Anm. d. Übersetzers] ausführlich darlegt, wurde der Ansatz der britischen Regierung für die Covid-Kommunikation von der Verhaltenspsychologie beeinflusst, indem Angst und Schuldgefühle eingesetzt wurden, um die Bevölkerung zur Einhaltung von Hausarrestanordnungen und anderen Maßnahmen zu bewegen. Im März 2020 riet die unabhängige wissenschaftliche „Pandemic Insights Group on Behaviours“ des Vereinigten Königreichs bereits, dass „das gefühlte Ausmaß der persönlichen Bedrohung bei denjenigen, die selbstgefällig sind, durch eindringliche emotionale Botschaften erhöht werden muss“.

In jüngster Zeit wurden unter den vielen Enthüllungen aus den „Twitter-Akten“, die nach dem Kauf der Plattform durch Elon Musk im Jahr 2022 auftauchten, zahlreiche Fälle bekannt, in denen Unternehmen der sozialen Medien entweder mit US-Regierungsstellen zusammenarbeiteten oder sich dem Druck offizieller Stellen beugten, die mit Wissenschaftlern und NGOs zusammenarbeiteten, um Informationen zu überwachen, zu kontrollieren und zu zensieren, die dem offiziellen Covid-Narrativ widersprachen. Dazu gehörten die Diskreditierung abweichender Experten und die Unterdrückung von Debatten – angeblich, weil Fehlinformationen über die Krankheit oder über Impfstoffe schädlich und gefährlich seien. Diese Bemühungen zur Kontrolle des Narrativs wurden bewusst ausgeweitet, um Informationen zu unterdrücken, von denen man wusste, dass sie wahr sind – mit der Begründung, dass jede Abweichung von der offiziell genehmigten Position „Zweifel und Unsicherheit bei den maßgeblichen Stimmen“ hervorrufen könnte. Die Kampagnengruppe „Big Brother Watch“ hat ähnliche Bemühungen im Vereinigten Königreich aufgedeckt, an denen eine Reihe von „Anti-Desinformations-Einheiten“ der Regierung beteiligt sind, die „damit beauftragt sind, unsere digitale Meinungsäußerung zu durchleuchten und auf die Zensur von Sprache zu drängen, die als ‚irreführend‘ oder ‚unangemessen‘ angesehen wird“.

Die undichten Stellen und Enthüllungen darüber, wie Medien und Kommunikation während der Pandemie zur Manipulation und Kontrolle der Öffentlichkeit eingesetzt wurden, stehen zu Recht im Mittelpunkt einer anhaltenden Kontroverse. Ein sehr ähnlicher Ansatz besteht jedoch praktisch unwidersprochen im Bereich der Klimakommunikation fort. In der Tat wurden wesentliche Merkmale der Covid-Narrativkontrolle in Bezug auf die Umwelt eingeführt.

Unterdrückung abweichender Meinungen

Im Juni 2023 prangerte das neu ins Leben gerufene Projekt „BBC Verify“, das sich der „Bekämpfung von Desinformation“ widmet, „TikTok“ scharf an, weil es nicht „gegen die Leugnung des Klimawandels vorgeht“. Insbesondere hob die BBC ein Video aus dem Jahr 2017 hervor, in dem der US-Geschäftsmann Dan Peña den Klimawandel als „Betrug“ bezeichnete, ohne „glaubwürdige Beweise“ zu liefern. Die BBC beschwerte sich, dass „TikTok“ dieses und andere Videos, die „im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen“ stünden, nicht entfernt habe und damit seine eigene Politik des Verbots von Inhalten, die „den etablierten wissenschaftlichen Konsens untergraben“, nicht durchgesetzt habe. Peñas Video war anscheinend nur die Spitze des Eisbergs – das BBC-Team fand „Hunderte von Videos … mit falschen Aussagen über den Klimawandel“, die sie an „TikTok“ meldeten – obwohl sie mit einer gewissen Genugtuung feststellten, dass „65 Konten, die falsche Informationen über den Klimawandel gepostet und damit gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen hatten, als Ergebnis ihrer Arbeit dauerhaft entfernt wurden“. Die BBC scheint auch Amateur-Anti-Desinformationsbemühungen ermutigen zu wollen: Einer der „Verify“-Autoren, Marco Silva (der den Titel „BBC Climate Disinformation Specialist“ trägt), hat auch Artikel geschrieben, in denen er die „Ninjas“ lobt, die die Leugnung des Klimawandels auf Twitter bekämpfen, und die „Freiwilligen, die Leugner von Wikipedia fernhalten“. Es scheint unsere Pflicht als Nachrichtenkonsumenten zu sein, „Leugner“ und andere Straftäter anzuprangern und zu melden.

Manch einer mag die Versuche, ein sechs Jahre altes „TikTok“-Video zu entfernen, mit einem Achselzucken abtun oder sogar die dauerhafte Schließung der Online-Konten von 65 Personen ignorieren. Der Punkt ist jedoch die größere Veränderung, die stattfindet – und seitens „BBC Verify“ nur ein Symptom ist. Wie „Big Brother Watch“ feststellt, war „das Recht auf freie Meinungsäußerung noch nie ein Recht, das davon abhängt, ob es mit der verkündeten Wahrheit oder dem Konsens der Behörden übereinstimmt“. Heute ist es das zunehmend.

Der „BBC Verify“-Artikel vermittelt einen Eindruck davon, wie verschiedene Akteure versuchen, sich als Schiedsrichter der Wahrheit gegen diejenigen zu positionieren, die „Fehlinformationen“ verbreiten. Zu den Interviewpartnern für den Artikel gehörte der Abgeordnete Paul Scully, ein Minister, der für das Gesetz zur Online-Sicherheit der britischen Regierung zuständig ist. Obwohl ursprüngliche Vorschläge zur Einschränkung von „legalem, aber schädlichem“ Material fallen gelassen wurden, haben Kritiker darauf hingewiesen, dass das Gesetz immer noch eine „erhebliche Bedrohung der freien Meinungsäußerung“ darstellt, die im Namen der „Sicherheit“ gerechtfertigt wird. Eine weitere Interviewpartnerin war Jennie King, Leiterin der Klimaforschung und -politik am „Institute for Strategic Dialogue“, das als britische Denkfabrik zur Bekämpfung des Extremismus bezeichnet wird. Das Institut arbeitet mit Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen, Regulierungsbehörden, Regierungen und der Europäischen Kommission zusammen und scheint Teil dessen zu sein, was Michael Shellenberger den „industriellen Zensurkomplex“ nennt. Nach der Erstellung zahlreicher Briefings über die Covid-bezogene „Infodemie“ argumentiert das „Institute for Strategic Dialogue“, dass „einige, die sich den Covid-Eindämmungsmaßnahmen widersetzt haben“ nun zu „verschwörungstheoretischen Kulturkriegern“ geworden sind, die mit Desinformationen über ihr „neues Feindbild“ – einen potenziellen „Klima-Lockdown“ – hausieren gehen.

Auch wenn die Kontrolle des Covid-Narrativs die unmittelbare Inspiration für die Überwachung und das Verbot von klimabezogenen „Fehlinformationen“ sein mag, gehen die Aufrufe zur Delegitimierung, ja sogar zur Kriminalisierung von „Klimaleugnern“ der Pandemie lange voraus. Der britische Umweltschützer Mark Lynas verglich die „Klimaleugnung“ mit der „Leugnung des Holocaust“ und schlug 2006 vor, dass es „internationale Strafgerichte [für] diejenigen geben sollte, die teilweise, aber direkt für den Tod von Millionen von Menschen verantwortlich sein werden“. Im selben Jahr schlug David Roberts, ein Autor für die Klima-Website „Grist“, eine Art „Klima-Nürnberg“ für Leugner vor. Vielleicht ist solche Rhetorik von selbstgerechten Aktivisten zu erwarten, aber sie nimmt einen ernsteren Ton an, wenn sie ihren Weg in den juristischen Bereich findet. Der US-amerikanische Rechtsprofessor William Tucker hat beispielsweise ein juristisches Argument für eine strafrechtliche Verfolgung vorgebracht, während in Großbritannien Philippe Sands argumentiert hat, dass eine Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs den „wissenschaftlichen Streit über den Klimawandel“ beilegen würde.

Sands brachte diese Argumente auf einem hochkarätigen Symposium zum Thema „Klimawandel und Rechtsstaatlichkeit“ im Jahr 2015 vor, das unter anderem vom Obersten Gerichtshof des Vereinigten Königreichs, dem Außen- und Commonwealth-Büro und dem UN-Umweltprogramm unterstützt wurde. Es gebe einen „sich abzeichnenden breiten Konsens“ über die Ursachen des Klimawandels und die zu seiner Bewältigung erforderlichen Maßnahmen, so Sands, aber diese würden „in einigen Kreisen noch immer in Frage gestellt, auch von wissenschaftlich qualifizierten, sachkundigen und einflussreichen Personen“. Es erscheint absurd, vorzuschlagen, dass die Autorität von Richtern die Behauptungen von „wissenschaftlich qualifizierten“ und „sachkundigen“ Personen zum Schweigen bringen soll, um „den wissenschaftlichen Streit zu schlichten“. Zumindest ist dies in höchstem Maße unwissenschaftlich. Doch auch ohne die Einmischung der Gerichte werden angesehene Wissenschaftler geächtet und gelöscht, wenn sie von der offiziellen Linie abweichen. Der Wissenschaftsautor Roger Pielke Jr. hat zum Beispiel detailliert beschrieben, wie Gruppen wie „Skeptical Science“ „schwarze Listen“ von Wissenschaftlern erstellen. Ein „Klima-Fehlinformant“ auf der schwarzen Liste ist Pielkes eigener Vater, ein angesehener Atmosphärenforscher. Eine andere ist Professor Judith Curry, ehemals Vorsitzende der „School of Earth and Atmospheric Sciences“ an der Georgia Tech und Fellow der „American Meteorological Society“, die unter dem Druck von Aktivisten und anderen Wissenschaftlern aus dem akademischen Bereich gejagt wurde. Dies hat natürlich auch eine abschreckende Wirkung auf die wissenschaftliche Debatte.

Jahre bevor „Folge der Wissenschaft!“ zum Mantra der Covid-Politik wurde, war dies die Parole der Klimaschützer. Das klingt, als sollte es eine gute Sache sein, aber in der Praxis bedeutet es, die Autorität eines einzigen Narrativs zu stärken, während abweichende Meinungen als „Fehlinformationen“ oder „Extremismus“ delegitimiert werden. Auch die „psychologischen“ Methoden, die von der „Independent Scientific Pandemic Insights Group on Behaviours“ (SPI-B) im Jahr 2020 befürwortet wurden, stützen sich auf eine lange Geschichte ähnlicher Ansätze in der Umweltkommunikation.

„Verhalten ändern, ohne den Verstand zu ändern“

Die Umwelt war der erste Bereich, in dem in Großbritannien verhaltensorientierte Maßnahmen entwickelt und eingeführt wurden, da die bloße Bereitstellung von Informationen über Umweltprobleme nicht unbedingt dazu führte, dass die Menschen die gewünschten Verhaltensweisen annahmen. In der „Strategie für nachhaltige Entwicklung“ der Regierung von 2005 wurde „ein neuer Ansatz zur Beeinflussung von Verhaltensweisen auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse“ vorgestellt, einschließlich eines „Toolkits für die Kommunikation zum Klimawandel …, das als Modell für künftige Kampagnen zur Verhaltensänderung in anderen Bereichen dienen soll“. In dem Dokument wurde angekündigt, dass die Regierung Tony Blairs ein „Forum für Verhaltensänderung“ in allen Regierungsabteilungen einrichten werde, damit das „umfassende Modell zur Verhaltensänderung in der Politik“, das für Umweltfragen entwickelt worden war, „in allen vorrangigen Bereichen angewandt werden kann“.

Eine Schlüsselperson hinter diesem neuen Ansatz war David Halpern, der Blair bereits 2004 Empfehlungen gegeben hatte, wie „Verhaltensinterventionen“ „alternative und vielleicht subtilere Wege bieten könnten, wie die Regierung das persönliche Verhalten beeinflussen könnte“. Halpern wurde dann von David Cameron ausgewählt, um das „Behavioural Insights Team“ der Regierung (die sogenannte „Nudge Unit“) zu leiten, als es 2010 im Kabinettsbüro eingerichtet wurde. Das „Behavioural Insights Team“ ist inzwischen zu einem globalen Unternehmen herangewachsen, aber Halpern bleibt dessen Vorsitzender und berät weiterhin die Regierung. Während des Covid-Programms gehörte er sowohl dem „SPI-B“ als auch der „SAGE“ – der wissenschaftlichen Beratungsgruppe für Notfälle – an. Heute arbeiten Halpern und das „Behavioural Insights Team“ an „How to Build a Net Zero Society“ [Wie man eine Netto-Null-Gesellschaft aufbaut, Anm. d. Übersetzers], das „neue Überlegungen darüber anstellt, wie Anreize, Standards, Anregungen, Kennzeichnungen und öffentliche Informationen zusammengebracht werden können, um die Dekarbonisierung so schnell wie möglich voranzutreiben“.

Wie wir während der Pandemie gesehen haben, umfasst das Repertoire der offiziellen Kommunikation intensive emotionale Botschaften, die mit Zwang und Strafandrohungen untermauert werden, aber das Kernkonzept der verhaltensorientierten „Nudge“-Techniken ist ganz anders. Die Idee ist, indirekt zu arbeiten, die „Entscheidungsarchitektur“ zu verändern und Hinweise zu geben, damit die Menschen spontan die „richtigen“ Entscheidungen treffen, anstatt offen überredet werden zu müssen. Das Ziel ist, wie in einem Papier des Kabinettsministeriums („MINDSPACE: Influencing Behaviour Through Public Policy“) aus dem Jahr 2010 erläutert wird, „das Verhalten zu ändern, ohne den Verstand zu ändern“. Die Prämisse der verhaltensorientierten Ansätze besteht darin, dass, wie die „MINDSPACE“-Autoren erklärten, ein rationales oder kognitives Modell, das „auf der Beeinflussung dessen beruht, worüber Menschen bewusst nachdenken“, nur von begrenztem Nutzen ist. Stattdessen wird argumentiert, dass, da „Menschen in ihren Entscheidungen manchmal scheinbar irrational und inkonsequent sind“, der Schwerpunkt „weg von Fakten und Informationen“ und hin zur Beeinflussung der „automatischeren Urteils- und Einflussprozesse“ der Menschen verlagert werden muss.

Die Nudger behaupten in der Regel, dass die Öffentlichkeit im Grunde genommen bereits mit dem jeweiligen politischen Ziel einverstanden ist, aber nur einen kleinen Anstoß braucht, um ihre Entscheidungen anzupassen. Im Bericht „How to Build a Net Zero Society“ wird beispielsweise behauptet, dass „die Verbraucher diese Veränderung in ihrem eigenen Leben zumindest im Prinzip wollen“. Das Problem ist einfach „die Verwirrung darüber, welche Maßnahmen sie ergreifen sollten, um etwas zu bewirken“. Die Autoren schlagen fröhlich vor, dass „durch die Verwendung öffentlich zugänglicher Daten (z. B. Postleitzahl oder Kfz-Kennzeichen) Einzelpersonen maßgeschneiderte Vorschläge erhalten könnten, einschließlich Informationen und Tipps für ihr nachhaltiges Handeln“. Doch ein Jahr bevor die britische Regierung ihr „Netto-Null-Ziel“ für 2019 festlegte, räumte die Grüne Allianz – die seit 1979 versucht, „sicherzustellen, dass die politischen Prioritäten des Vereinigten Königreichs aus einer ökologischen Perspektive heraus bestimmt werden“ – ein, dass „der Klimawandel für die Wähler im Vergleich zu anderen Themen von geringer Bedeutung ist“. Der Schwerpunkt ihres Berichts von 2018, „Building the Political Mandate for Climate Action“, lag auf der Frage, wie man die Tatsache umgehen kann, dass „für die überwältigende Mehrheit der Menschen der Klimawandel kein Thema ist“.

Auch in einem Bericht von „Counterpoint“ aus dem Jahr 2021, einem Beratungsunternehmen, das die EU bei der Förderung des europäischen „Green Deal“ berät, wird eingeräumt, dass „es kaum einen öffentlichen Konsens zur Klimapolitik gibt“. „Counterpoint“ zeigte sich ermutigt, dass die Covid-Pandemie „gezeigt hat, dass die Bürger bereit sind, tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen“, und dass „Einstellungen“ am leichtesten bei Menschen „umgestaltet“ werden können, deren Haltungen und Emotionen „zur Disposition stehen“. Um dem „einzigartigen Mangel an Engagement und Enthusiasmus“ für die grüne Agenda der EU entgegenzuwirken, so der Bericht, gelte es, „die Ziele der Politik emotional zu gestalten, um die Öffentlichkeit anzusprechen“. Dies soll vor allem online über Meme geschehen, da Meme für „emotionale (und daher ‚triggerbare‘) Gemeinschaften“ eine „Schlüsselwaffe in der semiotischen ideologischen Kriegsführung“ sind. Das klingt alles sehr nach verdeckter Manipulation der öffentlichen Meinung, um gewünschte Verhaltensweisen zu erzeugen, wobei die normalen Foren der öffentlichen Debatte und der demokratischen Diskussion umgangen werden.

Von den Nachrichtenmedien könnte man erwarten, dass sie als ein solches Forum fungieren, aber sie sind der gleichen Agenda verpflichtet. Der britische Fernsehsender „Sky“ zum Beispiel gab beim „Behavioural Insights Team“ einen Bericht in Auftrag, in dem es darum geht, die Zuschauer dazu zu bewegen, ihren Lebensstil zu dekarbonisieren. Der Bericht räumt ein, dass zumindest einige Zuschauer wahrscheinlich Einwände erheben werden, und gibt Ratschläge, welche Art von Inhalten „die Zuschauer … weniger geneigt macht, sich mit Informationen auseinanderzusetzen, mit denen sie zunächst nicht einverstanden sind“. Kindersendungen werden als ein vielversprechender Weg angesehen: Der Ratschlag lautet, „Kinderinhalte zu nutzen, um positives Umweltverhalten zu fördern“, da Kinder „einen wichtigen Einfluss auf ihre Eltern haben“. Ein weiterer Indikator dafür, wie diese Art von „Nudging“-Medieninhalten funktioniert, ist „Albert“ – eine Umweltorganisation, die sich auf die globale Film- und Fernsehindustrie konzentriert. Alle britischen Fernsehsender haben sich angeschlossen, und zu den internationalen Partnern gehören „Sony Pictures“ und „Netflix“. „Alberts“ Initiative „Planet Placement“ fordert die Programmmacher auf, „Denkweisen zu ändern und positives Umweltverhalten zum Mainstream zu machen“, indem sie „positive Verhaltensweisen einbetten“ und „Inhalte schaffen, die nachhaltige Verhaltensweisen normalisieren“.

Die Idee der „Einbettung“ und „Normalisierung“ von Verhaltensweisen in allen Arten von Programminhalten ist typisch für den Nudging-Ansatz, der häufig die Bedeutung der Sichtbarmachung gewünschter Verhaltensweisen betont. Wie das „Behavioural Insights Team“ erklärt, „spielt die Sichtbarkeit eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Annahme nachhaltiger Maßnahmen … [und] kann das Bewusstsein schärfen und einen Ansteckungseffekt fördern“. Die Strategie der Ansteckung oder Viralität – etwas als neue Norm zu präsentieren und darauf zu hoffen, dass größere Gruppen von Menschen die Minderheit nachahmen, die es zunächst angenommen hat – ist der Grund, warum Elektrofahrzeuge im Vereinigten Königreich spezielle grüne Aufkleber auf ihren Nummernschildern haben, und warum während der Covid-Pandemie Gesichtsmasken allgemein vorgeschrieben wurden, obwohl sie anfangs als unnötig und in den meisten Fällen unwirksam angesehen wurden.

Das „Behavioural Insights Team“ behauptet, dass „wenn ein Viertel der Bevölkerung öffentlich für ein Verhalten eintritt, wie z. B. den Umstieg auf ein Elektrofahrzeug oder eine pflanzliche Ernährung, dies zu einer erheblichen Beschleunigung der Verbreitung dieses Verhaltens führen [kann]“. Andere Umweltaktivisten setzen das Ziel sogar noch niedriger an: „Extinction Rebellion“ z. B. will nur 3,5% der Bevölkerung mobilisieren und stützt sich dabei auf Forschungsergebnisse, die zeigen, dass dieser Anteil ausreicht, um Veränderungen zu bewirken. Um diese 3,5% zu erreichen, wird den Aktivisten geraten, eine „kurze, kraftvolle Rede zu halten … die die Menschen dazu einlädt, die Krise zu fühlen statt zu denken – damit wir über die Verleugnung hinausgehen und zum Handeln übergehen können“. Obwohl „Extinction Rebellion“ von „Volksmacht“ spricht, weicht ihre minoritäre Veränderungsstrategie und ihr auf Gefühlen basierender Aktivismus ziemlich von den Traditionen der demokratischen Debatte ab.

Zusammenfassung

Traditionell verstand man unter politischer Kommunikation, die Öffentlichkeit für bestimmte Ideen oder politische Maßnahmen zu gewinnen und zu überzeugen. In einer demokratischen Gesellschaft galt die informierte Zustimmung der Mehrheit als Voraussetzung für Projekte des sozialen Wandels in großem Maßstab. Heute ist es offensichtlich aus der Mode gekommen, die Menschen durch rationale Diskussionen für eine Reihe von Ideen zu gewinnen. Das Ziel ist einfach ein gefügiges Verhalten. Andersdenkende werden herausgefiltert. Gewünschte Verhaltensweisen werden modelliert und normalisiert. Wenn wir noch als rationale politische Subjekte behandelt werden wollen, müssen wir uns weigern, uns „nudgen“ zu lassen, und wir müssen uns weigern, zum Schweigen gebracht zu werden.